Beitrag für den Messeauftritt "Sofageschichten" des Sofaherstellers Intertime

am Designers Saturday 2009

Auf den Sofas sitzend konnten sich die Besucherinnen über Schnurtelefone einige Sofageschichten anhören; unter anderem die Folgende:

 

 

 

Trennungsgründe

 

Ich mag mein Sofa. Doch es ist nicht gut für mich. Ich werde mich wohl von ihm trennen müssen. Es ist nicht schön. Es ist sogar ziemlich hässlich. Doch seine Polsterung ist weich, was es zu einem ausserordentlich bequemen Sofa macht. Und genau da liegt das Problem: Es ist zu bequem, zu gemütlich. Ich liebe es, auf meinem Sofa Zeit zu verbringen und das wird mir zum Verhängnis. Ich vernachlässige dadurch andere Dinge, wie beispielsweise Sport. Zugegeben, den kann ich ja vom Sofa aus im Fernsehen aktiv mitverfolgen. Mit sozialen Kontakten wird es da schon schwieriger. Ich habe Bücher gelesen, welche davon handeln, doch diese Methode hat ihren Zweck nicht wirklich erfüllt.

 

Spätestens seit ich dann Bücher über die Seele des Menschen gelesen habe, weiss ich, dass ich mich von meinem geliebten Sofa losreissen und nach draussen begeben muss. Oder ich lade jemanden auf mein Sofa ein. Da hätten wir allerdings ein weiteres Ärgernis: Mein liebstes Sitz- und Liegemöbel ist derart komfortabel, dass ich die Leute nur schwer wieder aus meiner Wohnung heraus bekomme, sobald diese einmal Platz genommen haben.

Da nützt es auch nichts, meinen Mund unablässig zu einem Gähnen aufzureissen, währenddessen die Allerwertesten meines Besuchs unbeirrt in Hochgenüssen schwelgen.

 

Das Hauptproblem kommt jedoch erst noch: Meine Regierung. Ertappt mich nämlich meine Herzensdame entspannt auf dem Sofa, ist dies für sie ein untrügliches Zeichen dafür, dass ich nichts zu tun habe und somit eine brachliegende Arbeitskraft für Haushaltstätigkeiten darstelle. Dabei will ich doch nichts weiter, als die althergebrachte Sofatradition fort zu leben. Denn schon seit der Antike ist das Sofa der Inbegriff des Müssiggangs, des Nichtstuns par excellence. Und zwar als Vollbeschäftigung!

 

Den Bessergestellten und all jenen, die diesen Eindruck erwecken möchten, steht heute allerdings ein neues Mittel zur Verfügung: das Designsofa. Am besten von jemandem entworfen, dessen Name jeder halbwegs Gebildete kennt und von dessen Möbeln in jeder Ausgabe der Zeitschrift „Schöner Wohnen“ mindestens ein Exemplar abgebildet ist.

 

Der Fall ist für mich also sonnenklar: ich brauche ein Designsofa! Damit kann ich alle meine Probleme mit einem Schlag lösen und ein besseres Leben führen:

 

Meine Gäste werden natürlich ehrfürchtig feststellen, dass dieses Sofa ein Vermögen gekostet hat und sich fortan kaum mehr trauen, überhaupt darauf Platz zu nehmen. Und mit einem Getränk in den Händen wird das Sitzen auf diesem sündhaft teuren, kaum zu reinigenden Bezug zur Tortur. Ich persönlich werde einen viel aktiveren Lebensstil an den Tag legen und viel Sport treiben. Dieses Training des Körpers wird wichtig sein, um das Sitzen oder Liegen auf meinem höchst unbequemen, harten Designsofa auch nur für kurze Zeit aushalten zu können.